Hoffnungsbild - 3. April 2021 -
Karsamstag der Karwoche

     Bildbetrachtung:
 

  • Lassen Sie das Bild einige Minuten auf sich wirken.

  • Was sind Ihre ersten Gedanken zu diesem Bild?

  • Was fällt Ihnen auf oder ein?

  • Wann hatten Sie zum letzten Mal eine Wunde?

  • War sie sichtbar? Oder verdeckt unter einem Kleidungsstück?

  • Wie haben Sie Ihre Wunde gepflegt?

Gedanken zum Bild:

Eine Wunde.
Eigentlich sind es sogar zwei Wunden: eine große und eine kleinere Wunde.

Über beide Wunden ist schon ein wenig Kruste drüber. Aber es wird schon noch eine
Weile brauchen, bis sie ganz verheilt sind. Ob anschließend Narben zurück bleiben?

Was wohl passiert ist? Hat es wehgetan?

Bestimmt schmerzt es immer wieder, wenn Wasser oder Berührungen an die Wunden kommen.

Ach, Wunden sind einfach lästig. Bei ihrem Anblick wird man schnell wieder an die erlittene
Verletzung erinnert. Kleinkindern, die sich wehtun, pustet man gerne über die Wunden und
sagt: Alles ist wieder gut!

Das wäre schön. Einmal drüber pusten und alles ist wieder gut…
So, wie bei einem Kind.

Doch manche Wunden bleiben.
Bei manchen Wunden bleibt nur eine Narbe zurück.
Andere Wunden verheilen.

Hoffnungsgedanke:

Wie ergeht es Ihnen mit Wunden?

Der Tod hat Ihnen eine Wunde geschlagen, weil ein Mensch gestorben ist!

Ist diese Wunde noch ganz frisch? Oder ist schon eine kleine Kruste drauf?
Ist bereits eine Narbe zu sehen oder ist sie schon ganz verheilt?

Wie sieht Ihre Wunde aus? Wie pflegen Sie Ihre Wunde(n)?


Auch die Jünger Jesu bleiben mit einer frisch geschlagenen Wunde zurück.
Jesus wurde gekreuzigt. Die Wunden sind noch blutig. Auch das Herz der Jünger
blutet noch. Jetzt ist es endgültig.

Und dennoch ist es seltsam still geworden. Eine Endgültigkeit liegt über allem Erleben
der letzten Tage. Sie fühlen eine Leere. Stille und Ruhe machen sich breit: Grabesruhe.

Es ist Karsamstag.
Die Trauer liegt wie ein schwerer dunkler Mantel über dem Leben der Jünger. Alles, worauf
sie ihre Hoffnung gesetzt hatten, war geplatzt wie eine Seifenblase. Alles ist ihnen genommen
worden.
Sie sind starr und wie gelähmt. Sie können nichts mehr tun. Sie können nur noch aushalten.


Solche Momente kennen Sie sicher auch.
Und dann dieses Wort: „Aushalten müssen!“ So könnte die Überschrift über dem damaligen Karsamstag gelautet haben. Und vielleicht ist das auch heute ein Begriff, der zu Ihnen und zu Ihrer Situation passt. Auch Trauernde müssen manchmal ganz schön viel aushalten:

  • Den Schmerz des Vermissens.
  • Die ungewisse Zukunft.
  • Das Gefühl der Einsamkeit und Leere.
  • Die Ratschläge der anderen, die wie Schläge sind, obwohl sie es gut meinen.
  • Keine Kraft und keinen Lebensmut zu haben.

Aber, wie umgehen mit den Wunden? Was kann da schon helfen?

Dazu fällt mir folgende Begebenheit ein:

Mein Vater war beinamputiert. Zufällig war ich während der Visite des Arztes einmal
bei ihm im Krankenhaus. Ich durfte im Zimmer bleiben.
Kurz vor der Visite haben wir uns noch darüber unterhalten, dass die Wunde nicht
mehr blutet und nässt. Ein klein wenig Haut hat sich über die Wunde gezogen. Eine
kleine Kruste hat die Wunde bedeckt. Sehr gut! – dachten wir.

Der Arzt nahm eine Pinzette und riss – ohne ein Wort zu sagen – diesen kleinen, in
unseren Augen so kostbaren Hautfetzen von der Wunde herunter. Blut schoss aus der
Wunde heraus und tropfte auf das Tuch!

Ich stand fassungslos am Bett und Tränen schossen mir in die Augen. Nach einigen
Sekunden war ich in der Lage, meiner Fassungslosigkeit Worte zu geben und fragte:
„Was machen Sie denn da?
Musste das wirklich sein?
Sie haben die Wunde wieder aufgerissen.
Jetzt blutet sie wieder!“

 

Der Arzt schaute mich an und sagte: „Die Wunde muss von innen heraus heilen.
Das ist der einzige Weg, damit es gut werden kann! Haben Sie keine Angst.
Was so grausam aussieht, ist der einzige richtige Weg! Seien Sie froh, dass sie blutet!

Das ist ein gutes Zeichen…“.


Der Arzt verließ das Zimmer. Wir alle schwiegen.
Seine Worte haben mich nachdenklich gemacht.

 

Die Jünger Jesu hatten die Hoffnung verloren. Sie rechneten mit keinem Ostermorgen
und keiner Auferstehung. Da haben wir heutigen Menschen mit dem Wissen der Zeit
nach Karfreitag und Karsamstag ihnen etwas voraus.

Wir dürfen die begründete Hoffnung haben, dass es Zukunft gibt. Dass da Auferstehung kommt.
Wie genau?
Keiner weiß es, aber die Hoffnung darf da sein, dass sie kommt.

Die Hoffnung darf auch in Ihnen sein, dass Ihre Wunden eines Tages heilen.
Aber manche Wunden brauchen viel Zeit. Geben Sie sich die Zeit und pflegen Sie Ihre
Wunden gut. Decken Sie sie nicht zu. Lassen Sie Ihre Wunden zu. Und wenn die Wunden
aufreißen, dann denken Sie dran: Die Wunde muss von innen heraus heilen.

Gott segne Sie mit Ihren Wunden und er gebe Ihnen jeden Tag neu die Kraft, den Schmerz auszuhalten. Er schenke Ihnen Hoffnung für jeden neuen Tag!