Sonntag, 05. Juni 2022
Markus Magin als neuer Generalvikar eingeführt
Gottesdienst im Speyerer Dom – Bitte des Bischofs um „konstruktiv-kritische Weggemeinschaft in dieser Zeit der Krise“
Speyer. Mit einem Gottesdienst im Speyer Dom ist heute Markus Magin in sein Amt als neuer Generalvikar des Bistums Speyer eingeführt worden. Mitarbeitende, Weggefährten und Gläubige aus dem gesamten Bistum waren dazu nach Speyer gekommen. „Ich danke Markus Magin, dass er sich in dieser schwierigen Zeit bereit erklärt hat, die verantwortungsvolle Aufgabe des Generalvikars in unserer Diözese zu übernehmen“, sagte Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann in seiner Predigt. Magin bringe sehr viel Erfahrung mit, sowohl in der unmittelbaren Seelsorge wie auch durch geistliche Begleitungen sowie in der Aus- und Fortbildung der Priester, Diakone, Pastoral- und Gemeindereferent/innen. „Ich bitte Sie von Herzen, unseren neuen Generalvikar mit Wohlwollen und Tatkraft zu unterstützen. Ich bitte um aufrichtige, konstruktiv kritische Weggemeinschaft gerade in dieser Zeit der Krise“, warb Bischof Wiesemann bei den Gläubigen und Mitarbeitenden um Vertrauen.
Das Jesus-Wort „Ihr seid das Salz der Erde … Ihr seid das Licht der Welt“ (Mt 5, 13.14) deutete Wiesemann als Ermutigung, aus der Zusage und Sendung Jesu zu leben, „vor allem wenn unser Glaube und unsere darauf gründende Hoffnung schwer angefochten werden.“ Auch er kenne diese Erfahrung, bekannte der Bischof. „Jesus, so bete ich zu ihm so manches Mal, was ist, wenn auch in mir das Salz schal wird, das Licht flackernd im Wind? Wenn mir die Kraft schwindet und ich dich, wo ich lebe und wirke, nicht mehr spüre?“ Da helfe kein moralischer Appell und kein Aufruf zu geschlossenen Reihen, sondern nur die Erinnerung an die Verheißung Gottes, dass er seine Kirche durch die Zeit führt, sie immer wieder erneuert und aus allem Fatalismus herausreißt.
Wiesemann: „Veränderung ist Ausdruck von Wachstum und Reife“
Der Weggang von Andreas Sturm habe einen „gewaltigen Schock“ in der Diözese und weit darüber hinaus ausgelöst. Dass Andreas Sturm die Hoffnung in die Erneuerungskraft der Kirche verloren hat, habe bei vielen zu Schmerz, Traurigkeit und anhaltender Nachdenklichkeit geführt. „Bei allem bleibenden Respekt und großer Dankbarkeit für die zurückliegenden Jahre“ könne er die Auffassung Andreas Sturms nicht teilen, so Bischof Wiesemann. „Nach meiner festen Überzeugung schenkt der Heilige Geist der Kirche auch heute die Kraft zur Erneuerung.“ Die Kirche könne nur sie selbst bleiben, wenn sie sich im Heiligen Geist immer wieder grundlegend verändere. „Erstarrung ist kein Lebenszeichen, Veränderung und Wandlung dagegen Ausdruck von lebendiger Zukunftskraft, von Wachstum und Reife.“ Diesen Weg „will ich, werden wir, so sehr ich seinen Weggang bedaure, auch ohne Andreas Sturm weitergehen. Dafür stehe ich aus tiefer Überzeugung mit allen mir zur Verfügung stehenden Kräften ein“, so Wiesemann.
Zu Weggang Andreas Sturms: „Trotz aller Aufgaben Zeit nehmen, das Geschehene zu verarbeiten“
Der Weggang Andreas Sturm bedeute für das Bistum einen „herben Einschnitt“. Es sei danach nicht einfach, wieder zur Tagesordnung zurückzukehren. „Es wird vielen von Ihnen wahrscheinlich ähnlich wie mir ergehen. Es braucht eigentlich Zeit, das Geschehen zu verarbeiten – und diese Zeit müssen wir uns trotz der nicht wartenden Aufgaben auch nehmen, vor allem durch viel Kommunikation miteinander und untereinander“, betonte Wiesemann. Es sei ein Herzensanliegen auch des neuen Generalvikars, „Räume solcher offenen und angstfreien Kommunikation“ zu eröffnen. Der Bischof warb für eine Kultur der „Offenheit und des geteilten und gelebten Miteinanders“. Der Kulturwandel im Bistum „muss und soll fortgesetzt werden“.
Zum Synodalen Weg: „Gotteskrise unserer Zeit hat viel mit falschen Gottesbildern zu tun“
Bischof Wiesemann ging in seiner Predigt auch auf den Synodalen Weg und den von Papst Franziskus initiierten synodalen Aufbruch für die Weltkirche ein. Die Gotteskrise in der Gegenwart habe viel mit falschen Gottesbildern zu tun, hinter denen sich Machtansprüche von Menschen verbergen. „Deshalb ist es unerlässlich wichtig, dass wir unser kirchliches System auf falsche, überhöhte Machtstrukturen hin befragen und den Lebensraum der Kirche so umgestalten, dass die Menschen darin zu Gott als den liebenden und rettenden Grund ihres Lebens finden können.“ Er werde sich auch in Zukunft für konkrete Veränderungen „von der Stellung der Frau in der Kirche über eine erneuerte Sexualmoral bis hin zum geltenden Arbeitsrecht“ einsetzen.
Zusammen mit dem neuen Generalvikar und allen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wolle er „so gut meine Kräfte es zulassen, diesen Weg in die Zukunft gehen“, so Wiesemann. Ermutigung dafür finde er im Schöpfungspsalm: „Du sendest deinen Geist aus: Sie werden erschaffen und du erneuerst das Angesicht der Erde“.
Markus Magin: „Herausforderungen gemeinsam anpacken“
In einer kurzen Ansprache im Anschluss an den Gottesdienst dankte der neue Generalvikar Markus Magin allen, die ihn bestärkt hatten, die neue Aufgabe anzugehen. „Das zeigt mir, dass viele mitgehen und mitglauben. Das macht es einfacher“, so Magin. „Gehen wir gemeinsam“, rief er den Gläubigen und Mitarbeitenden zu. Er wisse um „das viele Licht und das Salz in unserer Kirche“, auch wenn es manchmal verdunkelt werde. „Diesen Schatz gilt es gemeinsam zu entdecken“, so Magin. Jeder könne an seinem Platz einen Beitrag dazu leisten.
Gabriele Kemper: Kirche soll noch mehr Segensort werden
Im Namen der Diözesanversammlung gratulierte deren Vorsitzende Gabriele Kemper dem neuen Generalvikar. Sie wies auf die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs, eine stärkere Frauenförderung und mehr Partizipation der Gläubigen als drängende Herausforderungen hin. „Das sind Überlebensfragen für die Kirche von heute“, so Kemper. Die Diözesanversammlung wolle sich diesen Aufgaben kraftvoll stellen und den Weg der Diözese konstruktiv unterstützen. „Die Ungeduld und die Austrittszahlen wachsen“, lud sie den neuen Generalvikar dazu ein, Veränderungen in der Kirche mutig anzugehen, „damit unsere Kirche Segensorte bleibt und noch mehr werden kann.“
Manfred Sutter: Ärmer an Mitteln, reicher an Hoffnung
Für die Evangelische Kirche der Pfalz wünschte Oberkirchenrat Manfred Sutter dem neuen Generalvikar „Mut, Phantasie und die Dynamis des Heiligen Geistes“. Die Kirchen würden zwar ärmer an Mitteln, doch sollten sie reicher an Hoffnung werden“, so Sutter. Er lud dazu ein, auf dem Weg der Ökumene mutig voranzugehen, beflügelt durch den Heiligen Geist. Als Geschenk überreichte er dem Generalvikar ein Bild mit mehreren protestantischen Kirchen, „damit Sie in Ihrem Arbeitszimmer die Pfälzer Protestantinnen und Protestanten niemals aus dem Blick verlieren“.
Thomas Ochsenreither: Zukunftsfragen im Kollektiv lösen
Für die Mitarbeitervertretung gratulierte deren Vorsitzender Thomas Ochsenreither. Magin habe mit dem Amt des Generalvikars eine hohe Verantwortung für die weitere Entwicklung der Diözese übernommen. „Die entscheidenden Zukunftsfragen werden wir nur im Kollektiv lösen können“, so Thoms Ochsenreither.
Im Anschluss an den Gottesdienst, der per Livestream in die gesamte Diözese übertragen wurde, fand in der Vorhalle des Domes eine Begegnung mit Umtrunk statt. Sie bot Gelegenheit, den neuen Generalvikar näher kennenzulernen und in Kontakt mit ihm zu treten.
Predigt von Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann
Informationen zum neuen Generalvikar Markus Magin:
https://www.bistum-speyer.de/bistum/leitung/generalvikar/
Livestream-Übertragung des Gottesdienstes im Dom:
https://www.youtube.com/watch?v=CngKTrQqPbs